Doktorierende in Baugeschichte/Bauforschung (Holzbau/Dachwerk) (m/w/d)
Sie interessieren sich für historische Architektur? Sie wollen wissen, wie es hinter den Kulissen der Baudenkmäler aussieht? Sie wollen in einem engagierten Team mitarbeiten, das über langjährige Erfahrung in der Erforschung historischer Baukonstruktionen verfügt und international zu den renommiertesten Arbeitsgruppen in Konstruktionsgeschichte und Bauforschung zählt? Sie können sich dafür begeistern, unter Einsatz von High-Tech-Methoden direkt vor Ort am Baudenkmal zu forschen? Sie sind an langfristigen Erhaltungsstrategien interessiert, vielleicht gar an einer Karriere in der Tragwerksplanung/Bauwerkserhaltung oder in der institutionellen oder freiberuflichen Denkmalpflege? Dann sind Sie bei uns genau richtig!
Eines der elementarsten Ziele jedes Bauvorhabens ist es, ein "Dach über dem Kopf" zu schaffen. Je grösser der stützenfrei zu überdeckende Raum ist, je flacher die Dachneigung, desto schwieriger wird diese Aufgabe. Vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart haben Handwerker, Architekten und Ingenieure unterschiedlichste Lösungen dafür entwickelt, die sich oft noch fast unangetastet erhalten haben. Die ältesten erhaltenen Dachwerke Mitteleuropas gehen bis auf das 11. Jahrhundert zurück. Die erhaltenen historischen Dachkonstruktionen sind ein zentraler Forschungsgegenstand der Bau- und Konstruktionsgeschichte.
Die Evolutionsgeschichte der Dachwerke, die Zimmerleute aus Holz errichtetet haben, ist in den letzten Jahrzehnten zu einem stetig wachsenden Forschungsthema geworden. Während in manchen Städten. Regionen und Ländern schon ausführliche Feldstudien dazu durchgeführt worden sind, fehlt allerdings für den erhaltenen Bestand Schweizer Dachwerke noch der Überblick. Dabei kann man gerade in der Schweiz - zentral mitten in Europa gelegen, am Schnittpunkt der Traditionen des deutschsprachigen, französischen und italienischen Kulturbereiches - mit besonders interessanten Konstellationen rechnen - ein weites, unbearbeitetes Feld, das sich ideal für Doktorarbeiten eignet! Sie werden uns einen ganz neuen Blick auf altbekannte Monumente der Architekturgeschichte eröffnen.
Unsere Professur hat sich bereits in einem grossen Forschungsprojekt mit den weitgespannten Dachwerken des 17. bis 19. Jahrhunderts über Kirchen der Deutschschweiz beschäftigt, und wir konnten dabei bisher weitgehend unbekannte, jedoch europaweit einzigartige Konstruktionen entdecken. Für die übrigen Regionen der Schweiz oder andere Perioden der Geschichte liegen hingegen derart umfassende Forschungen noch nicht vor. Aus stichprobenartigen Untersuchungen wissen wir aber, dass wir noch lange nicht alle spannenden Dachwerke der Schweiz kennen. Es geht darum, die "weissen Dreiecke", die oftmals in publizierten Bauzeichnungen den Bereich des Dachwerkes einnehmen, mit den zugehörigen Konstruktionselementen zu füllen, die Strategien der Dachwerkskonstruktion in den unterschiedlichen Regionen aufzudecken, dem Wissentransfer zwischen den verschiedenen Gebieten nachzugehen, und so Schritt für Schritt aufzudecken, wie die Evolution der Technik es ermöglicht hat, dass die Architektur immer neue Möglichkeiten der Raumbildung erschliessen konnte. Dabei steht die Repräsentations- und Monumentalarchitektur (Sakralbauten und grosse Profanbauten, öffentliche Bauten) im Vordergrund, da dort die höchsten technischen Herausforderungen zu bewältigen waren. Regional werden Schwerpunkte in der Deutschschweiz, in der französischsprachigen Westschweiz und im italienischsprachigen Tessin und Südbünden zu setzen sein.
Sie haben einen universitären Abschluss auf Master-Level in Architektur, Bauingenieurwesen oder einer Kulturwissenschaft? Sie möchten sich durch eine Promotion weiterqualifizieren? Sie sind offen für neue, disziplinübergreifende Arbeitsgebiete? Sie sind bereit, im Rahmen von häufigen kurzen Forschungsreisen die Objekte selbst zu untersuchen und sich dazu mit modernen High-Tech-Ansätzen wie Laserscanning, Structure-from-Motion-Photogrammetrie und drohnenbasierter Vermessung ebenso vertraut zu machen wie mit klassischen Methoden des Handaufmasses? Sie sind bereit, sich in die zugehörige Software einzuarbeiten oder bringen schon Erfahrungen mit? Sie scheuen auch nicht vor Tagen der Recherche im Archiv oder der Bibliothek zurück, um den Kontext der Objekte zu ergründen? Sie beherrschen entweder Deutsch oder Französisch als Muttersprache? Sie sind bereit und begeistert, sich in ein grösseres Team einzufügen, das die unterschiedlichsten Aspekte der Geschichte des Schweizer Holzbaus erforscht?
- universitärer Abschluss (letzter Abschluss kein FH-Abschluss!) in Architektur, Bauingenieurwesen, Kunstgeschichte, Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit oder in verwandten Disziplinen
- Muttersprache Deutsch oder Französisch; sehr gute Kenntnisse in englischer Sprache (Bewerbungen nicht deutsch- oder französischsprachiger Interessentinnen und Interessenten sind zwecklos!)
- bereits vorhandere universitäre Weiterbildung in Bauforschung, Denkmalpflege oder Bauwerkerhaltung willkommen
Wir bieten ein interdisziplinäres, internationales und multilinguales Arbeitsumfeld. In unserer Arbeitsgruppe finden Sie Expertise in Ingenieurwissenschaften, Architektur und Geschichtswissenschaften. Wir gehören zur internationalen Spitzengruppe der Forschung in Bau- und Konstruktionsgeschichte und historischer Bauforschung. Wir haben aber auch enge Kontakte zur Praxis der Baudenkmalpflege und Bauwerksunterhaltung und unterstützen Sie dabei, neben Ihrem Promotionsthema weitere Erfahrungen in diesem Feld zu gewinnen. Sie haben die Gelegenheit, in der Studierendenbetreuung mitzuwirken und so erste universitäre Lehrerfahrungen zu gewinnen. So gerüstet, stehen Ihnen nach der Promotion alle Wege in die weitere wissenschaftliche Karriere, zu einer Tätigkeit in der Denkmalpflege oder auch in der Bauwerkserhaltung offen.
Arbeiten, Lehren und Forschen an der ETH Zürich