Zurück

Mitarbeiter-Aktien

Wer bei einem börsennotierten Unternehmen arbeitet und der Arbeitgeber «Mitarbeiter-Aktien» mit Rabatt anbietet, sollte das Angebot annehmen, sagen Experten. Es gibt aber Punkte, worauf man achten sollte.

Wer Vertrauen in die langfristige Wertsteigerung des Arbeitgebers hat, sollte bei Mitarbeiter-Aktien zuschlagen.
In diesen Tagen sollen Starbucks-Angestellte Aktien der Kaffeebar-Kette im Wert von mehreren Millionen Franken erhalten. Auch zahlreiche börsenkotierte Konzerne in der Schweiz setzen auf Beteiligungsprogramme und ihre finanziellen Motivationsanreize, die also individuelle Leistung an den Unternehmenserfolg koppeln. Und das nicht nur auf den Teppich-Etagen.

SMI-Konzerne beteiligen ihre Angestellten

«Kein SMI-Konzern kommt heute um ein Beteiligungsprogramm für die breite Mitarbeiterschaft herum», sagt Robert Kuipers vom Beratungsunternehmen PwC. Dem Vergütungsspezialisten sei auch kaum eine andere Schweizer börsenkotierte Gesellschaft bekannt, die ihren Angestellten nicht in irgendeiner Form am Firmenerfolg beteilige.

Aktienanreizprogramme sind hoch im Kurs

Die Finanzkrise habe dem Ruf der Aktienbeteiligungsprogramme offenbar nicht geschadet. Im Gegenteil, sie werden immer beliebter, wie den Statistiken der Europäischen Vereinigung für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme zu entnehmen ist. Führten vor zehn Jahren erst 40 Prozent der untersuchten Grossunternehmen in Europa (inklusive der Schweiz) ein Beteiligungsprogramm durch, waren es 2009 bereits über 80 Prozent.

Mitmachen beim Mitarbeiter-Aktienprogramm

«Obwohl viele am Aktienmarkt kotierte Unternehmen noch ‹unter Wasser stehen›, waren Anreizprogramme bei den Mitarbeitern auch 2010 hoch im Kurs», sagt Kuipers. Sein Tipp: Wer bei einer kotierten Aktiengesellschaft arbeitet und die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Mitarbeiter-Aktienprogramm erhält, sollte regelmässig mitmachen. «Nirgendwo sonst bekommt man die Aktien mit einem deutlicheren Rabatt.»

Vertrauen in den Arbeitgeber

Allerdings darf Vertrauen in die langfristige Wertsteigerung seines Arbeitgebers nicht fehlen. Achten sollten die Angestellten auch auf eine einfache Ausgestaltung der Programme und langfristig angelegte Pläne, die nicht jedes Jahr geändert werden, sowie eine leichte Berechenbarkeit der Rendite nach Haltefrist.

Positive Beispiele

Als positive Beispiele gelten in Expertenkreisen die Firmen Holcim, Syngenta und Vontobel. Viel zitiert werden auch Firmen wie Lonza und Novartis. Beim Basler Pharmariesen erhielten Mitarbeiter zuletzt nach einer Sperrfrist von drei Jahren für je zwei investierte Aktien eine Gratisaktie.

«Geld hat grösseres Demotivationspotenzial»

Bei Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen sollte man auch auf die psychologische Komponente achtgeben. «Aktienbeteiligungsprogramme wirken nur dann motivierend, wenn die Begünstigten Glauben haben, dass ihre eigene Anstrengung zu einer Leistung führt und diese dann zu einer Belohnung führt. Zudem muss die Belohnung für den Betroffenen einen Wert darstellen», sagt Daniala Eberhardt, Leiterin des Instituts für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

In der Schweiz dreifache Quote

Dass Schweizer Arbeitnehmer im europäischen Vergleich im Durchschnitt rund dreimal soviel im eigenen Unternehmen beteiligt sind, erklärt Eberhardt mit der «insgesamt hohen Arbeitsorientierung gekoppelt mit dem in den meisten Firmen intakten psychologischen Vertrag». Betriebswirtschaftliche Erklärungsversuche könnten die real-verfügbare Sparquote, die fehlenden Anlageoptionen oder die niedrigen Zinssätze sein.

Wenn die Risiken überschaubar sind, raten alle befragten Experten zur Beteiligung an Mitarbeiteraktien-Programmen. Aber Achtung: «Motivation mit Geld hat grundsätzlich grösseres Demotivationspotenzial als Motivationspotenzial», sagt Eberhardt. Wenn die Mitarbeitenden mit ihrem Investment Geld verlieren und dies mit ihrer Leistung nicht nachvollziehbar beeinflussen konnten, werde es schwierig, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen und wieder ein motivierendes Umfeld zu schaffen.